„Ach, die Kinder heute können gar nicht mehr richtig spielen … die haben einfach zu viel Spielzeug“, hört man oft. Ob das stimmt?
Kluge Pädagogen wissen: Kinder brauchen kein Spielzeug, sondern Zeug zum Spielen. Differenzierte Spielzeug, das piept und sogar spricht, ist schnell "ausgespielt" und liegt dann unbeachtet in der Ecke. Vor allem Dinge des alltäglichen Lebens inspirieren die Kinder und führen sie in ein vertieftes Spielen, in die wirksamen Lernprozesse stattfinden.
Wir haben es ausprobiert:
Mit den Kindern gemeinsam haben wir unser Spielzeug in Koffer und Kisten gepackt. Ja, auch Spielzeug braucht Urlaub und muss sich mal ausruhen. Das konnten alle Kinder verstehen.
Dann zog Alltagsmaterial ein: Pappkartons, Eierkartons, Wäscheklammern, Verpackungen, Bänder, Aktionstabletts und Naturmaterialien, Küchenutensilien und Schüttmaterial … - unseren Krippen-Eltern ein herzliches Danke für die tolle Unterstützung! Zuerst war es komisch, aber die Kleinen ließen sich unkompliziert darauf ein.
In sechs Wochen spielzeugfreier Zeit entdeckten und erforschten die Kinder „zweckfremde“ Einsatzmöglichkeiten des Alltagsmaterials. Sie experimentierten und entwickelten immer neue Spielideen. Bald waren die Kisten ein Auto und ein Zug, in dem man zur Oma fuhr, oder ein Turm. Manchmal mussten wir Erwachsenen unterstützen, z.B. beim Herstellen der Astgabelrasseln.
Für die Kinder war es ein Fest zur Förderung von Kreativität und Fantasie, Experimentierfreude sowie Wahrnehmungsschärfung und Bewegungsfreude.
Und wir Pädagoginnen erlebten, wie viel mehr wandelbar Alltagsmaterialien sind als ausdifferenziertes Spielzeug.